Dienstag, 7. August 2018

Die Firma Karl B. Schuchardt

Abgesehen davon, dass ab Mitte der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts Schuchardt ausschließlich in den Branchen- und sonstigen Fernsprechbüchern des DDR-hauptstädtischen Berlins auftaucht, beginnt das "Imperium" des Tintenschreiberproduzenten Karl B. Schuchardt zunächst als Einzelunternehmung gleichen Namens, danach wird sie als oHG, später als KG weitergeführt.

Im Rahmen der kurzen Biographie Schuchardts hatte ich schon angemerkt, dass es ab 1928 eine Firma "Karl B. Schuchardt" in Zehlendorf gab. Interessanter aber ist deren Neugründung 1945.*

Der Beginn der Tätigkeit der Firma wird mit dem 1. Oktober 1945 angegeben. Beim Gewerbeamt (!) registriert ist die Firma seit dem 7. Januar 1946, und zwar mit folgendem Geschäft:
Fertigung und Reparatur von Tintenschreibern
Das "Geschäftslokal" befindet sich in Berlin-Steglitz, Schloßstraße 32a, dem damaligen Wohnsitz von Schuchardt. Jedenfalls schreibt dies der für alle Belange (Karl B. Schuchardt, Schuchardt & Co., VSB GmbH) zuständige Rechtsanwalt und Notar Alexander Schnürpel an das Amtsgericht Berlin-Mitte am 8. Februar 1946. Sachwerte der Firma seien Formen für Spritzgussteile - diese scheinen, neben der Erfahrung als Handelsvertreter für Schreibgeräte, die materielle Grundlage Schuchards für alle weiteren Tätigkeiten auf diesem Gebiet zu sein - in welcher Rechtsform auch immer.

Eine Person taucht auf, die wir uns merken müssen, sie gehört zu den Menschen, die Schuchardt in den wechselhaften (West-)Berliner Jahren durch einige Höhen und Tiefen begleitet haben: John (Johannes) Manns. Er ist seit dem 14. Oktober Gesellschafter der Firma, die damit zur oHG wird. Tätig ist die oHG seit dem 1. Juli 1946. Im Aufbau sei, wieder folgen wir einem Schreiben Schnürpels, ein Fabrikationsgebäude mit integrieter Reparaturwerkstatt in Berlin-Steglitz, Leydenallee 42.

Quelle: http://www.berlin-suedwest.de/integas/fotografie/zeige_fotografie_gross_info.php3?signatur=02774
Manns war vor seinem Eintritt in die Gesellschaft ihr Mitarbeiter. Es besteht der Verdacht, dass Schuchard, dies wird uns noch häufiger begegnen, einen Mitarbeiter zum Gesellschafter macht - sollte es Probleme bei der regelmäßigen Lohnzahlung gegeben haben? Das Arbeitgeberbrutto ist ein nicht unerheblicher Kostenteil einer Unternehmung... Am 24. März 1948 verändert Manns seinen Status. Vom Gesellschafter wird er zum (nurmehr eingeschränkt haftenden) Kommandidisten. Handelsrechtlich wird die oHG damit zur KG.

Neben Manns gibt es aber noch zwei voll haftende Gesellschafter in der Firma: Gerhard Giese aus Berlin-Schöneberg und Albert Sauer, Berlin-Steglitz, Kaiser-Wilhelm-Straße 17. Beide werden uns in dem verzweigten Tintenschreiberimperium noch öfter begegnen. Wichtig wird auch die Adresse, an der Sauer gemeldet ist; sie dient lange Jahre als Firmenadresse - nicht nur der Fa. Karl B. Schuchardt oHG bzw. KG.

Der Gesellschaftsvertrag zwischen Schuchardt und Manns datiert vom 14. Oktober 1946. Am 21. August 1947 hat die Firma ihre Geschäftsräume in Berlin-Wannsee, Am Sandwerder 23.

Quelle: https://de.scribd.com/doc/294242809/Hana-Pe%C4%8Divova-Historie-Schichtovy-vily-v-Roztokach


Auch diese Adresse wird uns noch häufiger begegnen.

Aufgelöst wird die Karl B. Schuchardt KG am 4. Juni 1949 ohne Liquidation. Am 28. Juni 1949 wird sie gelöscht.


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* Landesarchiv Berlin, Rep 042 - 32631

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