Donnerstag, 9. August 2018

Schuchardt & Co.

Die Firma Schuchardt & Co. beschreibt ihren Gegenstand:
Fertigung und Vertrieb von Füllhaltern, Tintenschreibern und Zubehörteilen. Vertrieb von Kugelschreibern und Füllhaltern.
Als besondere Spezialität findet sich in einem Formblatt der IHK zu Berlin, ausgefüllt am 15. Dezember 1951:
Kugelschreiber nach D. P. 804412²
Die Adresse, unter der sie diesem Geschäftszweck nachgeht, ist
Berlin 41, Kaiser-Wilhelm-Straße 17
Als Inhaber wird angegeben:
Karl Bernhard Schuchardt, Kaufmann, Berlin
Tag der ersten Eintragung:
27. August 1946
Dies stellt das Amtsgericht Charlottenburg in einem internen Briefwechsel 1974 fest, scheinbar hat es in dem Jahr eine Revision des Handelsregisters gegeben. Gleichzeitig stellt das Amtsgericht fest, dass die Firma inaktiv ist. Sie wird aus dem Handelsregister gelöscht.

Der Schriftwechsel findet u. a. mit der IHK zu Berlin statt. Diese weiß am 30. Januar 1974 zu berichten,
dass sie keine Unterlagen zu der Firma (Schuchardt & Co., U. R.) habe, dass sie kein Mitglied der IHK gewesen sei und dass die Einstellung der Gewerbetätigkeit vor dem 1. 1. 1958 erfolgt sein müsse, da sie ansonsten beitragspflichtig gewesen wäre.

Das ist das Ende einer langen Reihe von Einträgen*, wobei festzuhalten ist, dass die im Handelsregister verzeichnete Firma Schuchardt & Co. mit dem Umzug Karl B. Schuchardts in den "Ostsektor" 1952 tatsächlich inaktiv wurde.

***


An anderer Stelle** wird als Datum der Firmen-Eintragung der 24. Mai 1946 durch das AG Charlottenburg genannt.

Am 12. Februar 1946 meldet der Rechtsanwalt und Notar Schnürpel die Firma als oHG beim Amtsgericht Berlin-Mitte zur Eintragung ins Handelsregister mit folgendem Geschäftszweck an:
Fertigung und Großhandel von Füllfederhaltern und Tintenschreibern.
Adresse der Firma ist:
Hobrechtstraße 62 (die Adresse von Johannes Leonhard, der uns in anderem Zusammenhang noch begegnen wird).
Die Kosten für das Verfahren seien einzufordern bei:
Karl B. Schuchardt, Schloßstraße 32a, Bln.-Steglitz
Der Fragebogen des Amtsgerichts Berlin-Mitte ergab, dass die Schuchardt & Co oHG von Schuchardt selbst, der vorher eine "eigene Firma gleicher Art" besaß (offenbar meinte er die Firma Karl B. Schuchardt), und Johannes Leonhard (s. o., Adresse der Firma), Betriebsleiter der gerade genannten Schuchardtschen Firma, gegründet wurde. Wieder ein Fall von Umwandlung nicht gezahlten Gehalts oder Lohns in Gesellschafteranteile? Geschäftsbeginn sei der 1. März 1946. Die Geburtsdaten von Schuchardt (23. 9. 1918 [falsch! U. R.] in Stettin) und Leonhard (20. 10. 1919 in Rixdorf) werden angegeben, wobei mindestens das Geburtsjahr von Schuchardt nicht stimmt (recte: 1899).
NB: Die Angaben von Schuchardt scheinen nicht immer zuverlässig gewesen zu sein; ins Handelsregister wurde die Firma Schuchardt & Co. nur mit seinem zweiten Vornamen eingetragen ("Bernhard Schuchardt"); er habe das gar nicht bemerkt, entschuldigt er sich bei der späten Änderung (10. August 1950) dafür).
Laut Auskunft vom 27. Mai 1946 beschäftigt die Firma einen kaufmännischen und zwei gewerbliche Mitarbeitende.

Am 9. Oktober 1947 scheidet Johannes Leonhard als Gesellschafter aus. Dafür tritt ein:
Walter Liebig, Bln.-Steglitz, Schloßstraße 32a.
Die Adresse ist uns ja bereits als Wohnort von Schuchardt bekannt.

Anfang 1948 (spätestens am 18. Mai 1948) zieht die Firma Schuchardt & Co. um, und zwar nach
Berlin-Wannsee, Am Sandwerder 23.
Auch diese Adresse ist uns bekannt, es ist die der Fa. Karl B. Schuchardt oHG. Am 25. März 1948 wird die alte Adresse gestrichen. Geschäftszweck der Fa. Schuchardt & Co. ist seit dem 19. Februar 1948:
Herstellung von Spritzgussteilen für die Füllhalterindustrie.
Die Fabrikation von eigenen Füllfederhaltern ist damit wohl aufgegeben, zumindest für diese Firma - offenbar ist der Besitz von Spritzgussformen noch immer zentral für das Schuchardt-Firmenimperium. Allerdings wird im Geschäftsbericht der später gegründeten VSB GmbH erwähnt, dass die Fertigung von Schreibgeräten von der VSB GmbH aufgegeben werde, aber von der Schuchardt & Co. oHG (oder Karl B. Schuchardt oHG) weitergeführt werde, wobei explizit ausgeschlossen wird, dass die Fa. Schuchardt & Co. oHG (oder Karl B. Schuchardt oHG) Rechtsnachfolger der VSB GmbH sei.***

Am 3. Mai 1947 wird neu mit aufgenommen:
Fabrikation von Kleinlederwaren für Füllhalter (s. "Exkurs").
Am 24. Juli 1950 scheidet Walter Liebig als Gesellschafter aus der Firma aus. Schuchardt war damit alleiniger Inhaber. Kurz vor dem Ende der Geschichte der Firma Schuchardt & Co. wurde nochmals der Geschäftssitz geändert (24. Juli 1950): Am Sandwerder wurde gestrichen, dafür handschriftlich zugesetzt:
Bln.-Charlottenburg, Mohrunger Allee 5f.
Danach gibt es keine Archiv-Einträge mehr.




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* Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv, Briefe AG Charlottenburg / IHK zu Berlin
** Landesarchiv Berlin, B Rep 042 - 42944
*** Landesarchiv Berlin, B Rep 042 - 35918
² laut freundlicher Auskunft des Deutschen Patent- und Markenamtes in München

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