Dienstag, 9. Februar 2021

Vorfreude!

Nach langer theoretischer Beschäftigung mit Firma und Gründer Schuchardt - VSB - und dem Zweifel daran, ob Mensch oder Firma jemals produktiv tätig waren, gibt es jetzt vermutlich bald eine Bestätigung: In dem berühmten online-Auktionshaus stand ein Schuchardt-Kolbenfüller im Angebot. 

Bild von der Verkäuferin bei ebay eingestellt

Und das schönste daran ist: Ich habe den Zuschlag erhalten!

Wenn das Schreibgerät vor mir liegt, kommt die Fortsetzung - mit eigenen Bildern.

Sonntag, 3. März 2019

Immerhin weiß man jetzt schon einmal,

... wonach man suchen muss - wenn denn diese Stifte tatsächlich erschienen sind, und es nicht nur wieder eine Werbe-Luftnummer von Bernhard Schuchardt war!





(Drei Werbeanzeigen auf einem Blatt, entweder als Druckvorlagen oder Entwürfe/Proof für Werbezettel. Signiert mit GEFFERS. Erworben bei ebay.)

Montag, 22. Oktober 2018

Letzte Nachrichten

Letzte Auskunft über die Firma Schuchardt & Co. (außer den Einträgen in den Berliner Telefonbüchern bis Anfang der siebziger Jahre) gibt die "Preisanordnung Nr. 4576" über Büro-Schreib- und Zeichengeräte vom 1. April 1966, veröffentlicht vom Staatsverlag der DDR als Beilage zum Gesetzblatt der DDR.


In der Anlage zur PAO, S. 60, findet sich eine Liste der "Ordnungsnummern der Hersteller", in der auch, als Nr. 26, die "Fa. Schuchard [sic! U. R.] & Co, Berlin" auftaucht. Geht man die Anlage auf die Herstellernummer durch, so scheint es so zu sein, dass der produktive Teil der Firma zusammengeschmolzen ist auf die Herstellung einer Kugelschreibermine, noch nicht mal im Wert eines halben Alu-Chips (0,48 Mark).


Auf welchen anderen Geschäftsfeldern (Handel, Reparatur) Schuchardt noch tätig war, ist leider nicht mehr ermittelbar.


Dienstag, 4. September 2018

Vorläufer und Nachläufer

Schon vor der uns interessierenden Zeit (zwischen 1945 und 1953) war Schuchardt in der "Szene" aktiv. Ich hatte ja schon angemerkt, dass die ganze materielle Grundlage des Firmenimperiums vermutlich aus einigen Formen für den Spritzguss von Schreibgeräten bestand. Diese hatte Schuchardt möglicherweise im Rahmen seiner Schreibzeug-Handelsvertreterschaft vor dem zweiten Weltkrieg erworben oder kurz danach, denn in den Berliner Telefonbüchern der vierziger Jahre kann man folgende Einträge finden:

Karl B. Schuchardt / Dauerschablonen - Farben - Abzugspapiere / Berlin-Steglitz, Schloßstraße 32a / Auslieferungslager Berlin: / Berlin NW 87, Elberfelder Straße 36 / Fernruf 39 07 08 (1940 - 01)

Karl B. Schuchardt / Fabrikation von Tintenschreibern / Berlin-Steglitz, Schloßstraße 32a / Fernruf 72 21 78 (1940 - 02)

Tintenschreiber fabriziert / Karl B. Schuchardt / Bln.-Steglitz, Schloßstr. 32a. Tel. 72 21 78 (1941)

 ***

Nach seiner Übersiedlung (oder soll man es lieber "Flucht vor den Gläubigern" nennen?)  in den Ostteil Berlins 1952/53 lässt er bzw. seine Firma sich in den Telefonbüchern von Großberlin und Berlin, Hauptstadt der DDR, bis in die Anfänge der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts finden:

VSB Schreibgeräteherstel- / lung + C 2 Oberwallstr 18 /  20 38 61 / Füllhalter-Zentrale NW 7 / Friedrichstr 94.95 20 38 56 / Füllhalter-Zentrale C 2 / U-Bahn-Ladenstraße Alexan- / derpl 51 63 93 (1955)*

VSB / Schnelldienst / innerhalb / von 24 Stunden / Annahmestellen: / Berlin C 2, Oberwallstr. 18 / Ruf 20 38 61 / Berlin NW 7, Friedrichstr. 94 / Ruf 20 38 56 / Berlin C 2, Alexanderplatz / U-Bahn, Ladenstraße / Ruf 51 63 69 (1956)*

VSB / Kugelschreiber mit Dokumentenpaste / Karl B. Schuchardt / Berlin W 8 Ruf 20 24 44 / W 8 Ruf 20 52 42 / C 2 Ruf 51 63 93 (1957/58 - 01)

VSB / Schnelldienst / innerhalb / von 24 Stunden / Annahmestellen: / Berlin W 8, Oberwallstr. 18 / Ruf 20 24 44 / Berlin W 8, Friedrichstr. 94 / Ruf 20 24 44 / Berlin C 2, Alexanderplatz / U-Bahn, Ladenstraße / Ruf 51 63 93 (1957/58 - 02)

VSB Schreibgeräteherstel- / lung + W 8 Oberwallstr 18 / 20 24 44 / ders. + W 8 Friedrichstr 93 / 20 10 00 (1960)

VSB / Kopier-Stifte und Druckkugelschreiber / seit langem ein Begriff / Karl B. Schuchardt / Berlin W 8 / Oberwallstraße 18 / Ruf 20 24 44 / und 20 10 00 (1961 -01)

VSB Schreibgeräteherstel- / lung + W 8 Oberwallstr 18 / ders. + W 8 Friedrichstr 94 / 20 10 00 / Füllerzentrale + C 2 U-Bahn- / hof Alexanderpl Ladenstraße / 20 10 00 (1961 - 02)

VSB Schreibgeräteherstel- / lung + W 8 Oberwallstr 18 / 20 24 44 / ders. + W 8 Friedrichstr 94 / 20 10 00 / Füllerzentrale C 2 U-Bahnhof / Alexanderpl Ladenstraße / 51 63 48 (1963)

VSB Schreibgeräteherstellung / W 8 Oberwallstraße 18 20 24 44 (1964 - 01)

VSB / Kopierstifte und / Druckkugelschreiber / seit langem ein Begriff / Karl B. Schuchardt & co. / W 8 Oberwallstr. 18 / 20 24 44 (1964 - 02)

VSB Druckminen- / herstellung + / 8 Oberwallstraße 18 20 24 44 / Füllerzentrale + / 2 U-Bahnhof / Alexanderplatz Ladenstr / 51 63 48 / 4 + Reinhardtstr 3 / 42 39 86 (1965)

VSB / Kopistifte (!, U. R.) und / Druckkugelschreiber / seit langfem ein Begriff / Karl B. Schuchardt & Co. / 108 Bln Oberwallstr. 18 20 24 44 (1966 - 01)

(In der Rubrik Schreibgeräte) Schuchardt Karl B. & Co. / 108 Bln Oberwallstr. 18 20 24 44 (1966 - 02)

(Schuchardt) Karl B. & Co. + Kugel- / schreiberherstellung  / Bln 8 Oberwallstr 18 / 20 24 44 (1967)

Schuchardt Karl B. & Co. / Kopikugelstift (!, U. R.) / Dokumentenecht / 108 Bln Oberwallstr. 18 / 20 24 44 (1969 - 01)

VSB Druckminenherstellung / 108 Bln Oberwallstr. 18 / 20 24 44 / 104 Bln Reinhardtstr. 3 / 42 39 68 (1969 - 02)

Schuchardt Karl B. & Co / Herstellung von / Druckminen und /  Bürostiften / 102 Bln Neue / Schönhauser Str. 11 / 42 71 86, 42 96 85 / Schreibgeräte / Einzelverkauf, 104 Bln / Reinhardtstr. 3 42 39 86 (1970/71)



 *Dieser Eintrag dürfte zu hohem Protest geführt haben, denn hier stimmt kaum etwas...


Quelle: Berliner Telefonbücher


Zwischenstand: Eine Tabelle

http://visionenfuergreifswald.eu/Schuchardtsche%20Firmen.xlsx


Die Tabelle können Sie zum Vergrößern anklicken oder im Excel-Format hier abrufen.

Die Vereinigten Schuchardt-Betriebe GmbH (VSB)

Am 18. 3. 1947 wird die neu errichtete GmbH "Vereinigte Schuchardt-Betriebe" in das Handelsregister eingetragen.* Ihr Gesellschaftvertrag datiert vom 22. 10. 1946, Sitz ist Berlin-Steglitz, Kaiser-Wilhelm-Straße 17 (s. auch hier). Gesellschafter und Geschäftsführer: Karl Bernhard Schuchardt und Walter Liebig. Gesellschafter und Prokuristen: Albert Sauer (tauscht am 3. 6. 1948 seine Funktion mit Walter Liebig), Gerhard Giese, John Manns und Johannes Leonhard. Stand: 31. 5. 1947.

Am 5. 9. 1947 gibt es einen geänderten Gesellschaftsvertrag. Geschäftsführer sind nach wie vor Schuchardt und Liebig, Prokuristen Sauer, Leonhardt, Manns, Giese und der Neue: Herbert Wurach. Es gibt offenbar auch einen neuen Fabrikationsbetrieb, und zwar in Berlin-Schöneberg, Bahnstraße 21

Im Geschäftsbericht über das Jahr 1947 vom 10. 3. 1948 wird angeführt, dass die Fertigung von Schreibgeräten aufgegeben worden und sei, welche von der Firma Karl B. Schuchardt oHG weiterbetrieben werde. Die VSB GmbH sei nurmehr für Reparaturen und Vertrieb aller Systeme zuständig. Der Vertrieb erfolge, so der Geschäftsbericht, über eigene Einzelhandelsverkaufstellen, aber auch an Dritte als Großhandel. Für den April 1947 wird der Umzug von Steglitz und Schöneberg nach Wannsee (s. auch hier) vermeldet.*

Der Geschäftsbericht für das Rumpfjahr Juni-Oktober 1948 vom 29. 10. 1948 berichtet über die Aufnahme der Fabrikation von Klick-Einhandfüllern. Dazu seien sogar Maschinen angeschafft worden.*

Am 26. 4. (oder 23. 6.) 1948 treten Herbert Wurach und Johannes Leonhardt aus der Gesellschaft aus.

Die IHK zu Berlin schreibt, vermutlich wegen offener Forderungen an die VSB GmbH, am 7. 2. 1951 an die IHK Mittelbaden:
Die Geschäftsführung der Firma Vereinigte Schuchardt-Betriebe GmbH, Berlin SO 36, Oranienstraße 183, 1946 gegründet, bezog sich zunächst auf die Fertigung und Reparatur von Füllhaltern, Kugelschreibern usw. sowie deren Vertrieb und auf Handelsvertretungen auf Lederwaren. Anfang 1950 wurde die Fabrikation eingestellt, nur noch Vertrieb. Mit Entscheidung des AG Charlottenburg vom 30. 11. 1950 ist der Konkurs der Gesellschaft wegen des Mangels an Masse abgelehnt und die Gesellschaft in das Schuldnerverzeichnis aufgenommen worden.**
Geschäftsführer zu dieser Zeit war Karl Bernhard Schuchardt, weitere Gesellschafter waren John Manns, Berlin-Steglitz, Albert Sauer, Berlin-Steglitz, Kaiser-Wilhelm-Straße 17 (s. auch hier), Gerhard Giese, Berlin-Schöneberg, und Walter Liebig, Berlin-Steglitz.

Am 24. 4. 1952 schreibt die IHK zu Berlin an einen Adressbuch-Verlag, der offenbar noch Forderungen an die VSB GmbH hat:
Betr.: Vereinigte Schuchard [!] - Betriebe GmbH, Berlin SO 36, Oranienstraße 183
Firma ist aufgelöst worden, nachdem Ende 1950 der Konkurs mangels Masse abgelehnt werden mußte. Die Firma besteht nicht mehr.**
Als mögliche Nachfolge (nicht explizit: Rechtsnachfolge) wird in dem Schreiben genannt: Schuchard [!] & Co., Berlin-Steglitz, Kaiser-Wilhelm-Straße 17 (derselbe Gegenstand des Geschäftsbetriebes), Inhaber: Karl Bernhard Schuchard [!]. Allerdings war Schuchardt & Co. zu diesem Zeitpunkt in der Kaiser-Wilhelm-Straße 17 schon nicht mehr zu finden.

Das Hauptfinanzamt für Körperschaften von Berlin schreibt am 26. 1. 1953:
Die Gesellschaft befindet sich seit 10. 5. 1951 in Liquidation. Das Gewerbe ist seit dem 30. 6. 1952 abgemeldet.
Steuern seien seit 1948 nicht mehr bezahlt worden, es gebe auch keine Steuererklärungen.*

Am 23. Oktober 1953 wird die GmbH gelöscht.*



* Landesarchiv Berlin, B Rep 042 - 35918
** Unterlagen dazu im Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv
² Bei der Internet-Recherche mit den Suchwörtern "berlin schöneberg "bahnstraße 21"" lassen sich zahlreiche Firmen mit selbiger Adresse finden. Offenbar war die Bahnstraße eine beliebte Adresse - für einen Briefkasten...


Montag, 13. August 2018

Exkurs: Die Firma Schuchardt & Liebig

Zu dem Schuchardtschen Firmen-Konglomerat gehört peripher auch noch ein Einzelhandelsgeschäft:
Schuchardt & Liebig. Spezialgeschäfte für den Vertrieb von Feder- und Lederwaren
Das Geschäft wurde näher beschrieben* durch
Einzelhandel mit Füllhaltern, Lederwaren und modischem Zubehör
Inhaberin war zunächst Ingeborg Seemann, dann ging das Geschäft am 22. 1. 1958 auf dem Erbweg** an Anne-Marie Liebig, geb. Stampff.

Am 16. 12. 1958 teilte das Amtsgericht Charlottenburg mit, dass die Firma erloschen sei.***

Der Name Liebig tauchte ja schon öfter auf, auch im Zusammenhang mit den VSB, den Vereinigten Schuchardt Betrieben, wird er uns noch begegnen. Im Telefonbuch von 1957/58 findet sich dann folgender Eintrag:
Liebig, Walter, Feder- u. Lederw. Stglz Schloßstr 32a.
Auch diese Adresse ist bekannt... Walter Liebig scheint dort auch später gewohnt zu haben.



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* Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv: Brief Bezirksamt Steglitz, Abt. Wirtschaft, am 4.3.1958
** Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv:Amtsgericht Charlottenburg am 4.11. 1958
*** Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv.