Montag, 22. Oktober 2018

Letzte Nachrichten

Letzte Auskunft über die Firma Schuchardt & Co. (außer den Einträgen in den Berliner Telefonbüchern bis Anfang der siebziger Jahre) gibt die "Preisanordnung Nr. 4576" über Büro-Schreib- und Zeichengeräte vom 1. April 1966, veröffentlicht vom Staatsverlag der DDR als Beilage zum Gesetzblatt der DDR.


In der Anlage zur PAO, S. 60, findet sich eine Liste der "Ordnungsnummern der Hersteller", in der auch, als Nr. 26, die "Fa. Schuchard [sic! U. R.] & Co, Berlin" auftaucht. Geht man die Anlage auf die Herstellernummer durch, so scheint es so zu sein, dass der produktive Teil der Firma zusammengeschmolzen ist auf die Herstellung einer Kugelschreibermine, noch nicht mal im Wert eines halben Alu-Chips (0,48 Mark).


Auf welchen anderen Geschäftsfeldern (Handel, Reparatur) Schuchardt noch tätig war, ist leider nicht mehr ermittelbar.


Dienstag, 4. September 2018

Vorläufer und Nachläufer

Schon vor der uns interessierenden Zeit (zwischen 1945 und 1953) war Schuchardt in der "Szene" aktiv. Ich hatte ja schon angemerkt, dass die ganze materielle Grundlage des Firmenimperiums vermutlich aus einigen Formen für den Spritzguss von Schreibgeräten bestand. Diese hatte Schuchardt möglicherweise im Rahmen seiner Schreibzeug-Handelsvertreterschaft vor dem zweiten Weltkrieg erworben oder kurz danach, denn in den Berliner Telefonbüchern der vierziger Jahre kann man folgende Einträge finden:

Karl B. Schuchardt / Dauerschablonen - Farben - Abzugspapiere / Berlin-Steglitz, Schloßstraße 32a / Auslieferungslager Berlin: / Berlin NW 87, Elberfelder Straße 36 / Fernruf 39 07 08 (1940 - 01)

Karl B. Schuchardt / Fabrikation von Tintenschreibern / Berlin-Steglitz, Schloßstraße 32a / Fernruf 72 21 78 (1940 - 02)

Tintenschreiber fabriziert / Karl B. Schuchardt / Bln.-Steglitz, Schloßstr. 32a. Tel. 72 21 78 (1941)

 ***

Nach seiner Übersiedlung (oder soll man es lieber "Flucht vor den Gläubigern" nennen?)  in den Ostteil Berlins 1952/53 lässt er bzw. seine Firma sich in den Telefonbüchern von Großberlin und Berlin, Hauptstadt der DDR, bis in die Anfänge der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts finden:

VSB Schreibgeräteherstel- / lung + C 2 Oberwallstr 18 /  20 38 61 / Füllhalter-Zentrale NW 7 / Friedrichstr 94.95 20 38 56 / Füllhalter-Zentrale C 2 / U-Bahn-Ladenstraße Alexan- / derpl 51 63 93 (1955)*

VSB / Schnelldienst / innerhalb / von 24 Stunden / Annahmestellen: / Berlin C 2, Oberwallstr. 18 / Ruf 20 38 61 / Berlin NW 7, Friedrichstr. 94 / Ruf 20 38 56 / Berlin C 2, Alexanderplatz / U-Bahn, Ladenstraße / Ruf 51 63 69 (1956)*

VSB / Kugelschreiber mit Dokumentenpaste / Karl B. Schuchardt / Berlin W 8 Ruf 20 24 44 / W 8 Ruf 20 52 42 / C 2 Ruf 51 63 93 (1957/58 - 01)

VSB / Schnelldienst / innerhalb / von 24 Stunden / Annahmestellen: / Berlin W 8, Oberwallstr. 18 / Ruf 20 24 44 / Berlin W 8, Friedrichstr. 94 / Ruf 20 24 44 / Berlin C 2, Alexanderplatz / U-Bahn, Ladenstraße / Ruf 51 63 93 (1957/58 - 02)

VSB Schreibgeräteherstel- / lung + W 8 Oberwallstr 18 / 20 24 44 / ders. + W 8 Friedrichstr 93 / 20 10 00 (1960)

VSB / Kopier-Stifte und Druckkugelschreiber / seit langem ein Begriff / Karl B. Schuchardt / Berlin W 8 / Oberwallstraße 18 / Ruf 20 24 44 / und 20 10 00 (1961 -01)

VSB Schreibgeräteherstel- / lung + W 8 Oberwallstr 18 / ders. + W 8 Friedrichstr 94 / 20 10 00 / Füllerzentrale + C 2 U-Bahn- / hof Alexanderpl Ladenstraße / 20 10 00 (1961 - 02)

VSB Schreibgeräteherstel- / lung + W 8 Oberwallstr 18 / 20 24 44 / ders. + W 8 Friedrichstr 94 / 20 10 00 / Füllerzentrale C 2 U-Bahnhof / Alexanderpl Ladenstraße / 51 63 48 (1963)

VSB Schreibgeräteherstellung / W 8 Oberwallstraße 18 20 24 44 (1964 - 01)

VSB / Kopierstifte und / Druckkugelschreiber / seit langem ein Begriff / Karl B. Schuchardt & co. / W 8 Oberwallstr. 18 / 20 24 44 (1964 - 02)

VSB Druckminen- / herstellung + / 8 Oberwallstraße 18 20 24 44 / Füllerzentrale + / 2 U-Bahnhof / Alexanderplatz Ladenstr / 51 63 48 / 4 + Reinhardtstr 3 / 42 39 86 (1965)

VSB / Kopistifte (!, U. R.) und / Druckkugelschreiber / seit langfem ein Begriff / Karl B. Schuchardt & Co. / 108 Bln Oberwallstr. 18 20 24 44 (1966 - 01)

(In der Rubrik Schreibgeräte) Schuchardt Karl B. & Co. / 108 Bln Oberwallstr. 18 20 24 44 (1966 - 02)

(Schuchardt) Karl B. & Co. + Kugel- / schreiberherstellung  / Bln 8 Oberwallstr 18 / 20 24 44 (1967)

Schuchardt Karl B. & Co. / Kopikugelstift (!, U. R.) / Dokumentenecht / 108 Bln Oberwallstr. 18 / 20 24 44 (1969 - 01)

VSB Druckminenherstellung / 108 Bln Oberwallstr. 18 / 20 24 44 / 104 Bln Reinhardtstr. 3 / 42 39 68 (1969 - 02)

Schuchardt Karl B. & Co / Herstellung von / Druckminen und /  Bürostiften / 102 Bln Neue / Schönhauser Str. 11 / 42 71 86, 42 96 85 / Schreibgeräte / Einzelverkauf, 104 Bln / Reinhardtstr. 3 42 39 86 (1970/71)



 *Dieser Eintrag dürfte zu hohem Protest geführt haben, denn hier stimmt kaum etwas...


Quelle: Berliner Telefonbücher


Zwischenstand: Eine Tabelle

http://visionenfuergreifswald.eu/Schuchardtsche%20Firmen.xlsx


Die Tabelle können Sie zum Vergrößern anklicken oder im Excel-Format hier abrufen.

Die Vereinigten Schuchardt-Betriebe GmbH (VSB)

Am 18. 3. 1947 wird die neu errichtete GmbH "Vereinigte Schuchardt-Betriebe" in das Handelsregister eingetragen.* Ihr Gesellschaftvertrag datiert vom 22. 10. 1946, Sitz ist Berlin-Steglitz, Kaiser-Wilhelm-Straße 17 (s. auch hier). Gesellschafter und Geschäftsführer: Karl Bernhard Schuchardt und Walter Liebig. Gesellschafter und Prokuristen: Albert Sauer (tauscht am 3. 6. 1948 seine Funktion mit Walter Liebig), Gerhard Giese, John Manns und Johannes Leonhard. Stand: 31. 5. 1947.

Am 5. 9. 1947 gibt es einen geänderten Gesellschaftsvertrag. Geschäftsführer sind nach wie vor Schuchardt und Liebig, Prokuristen Sauer, Leonhardt, Manns, Giese und der Neue: Herbert Wurach. Es gibt offenbar auch einen neuen Fabrikationsbetrieb, und zwar in Berlin-Schöneberg, Bahnstraße 21

Im Geschäftsbericht über das Jahr 1947 vom 10. 3. 1948 wird angeführt, dass die Fertigung von Schreibgeräten aufgegeben worden und sei, welche von der Firma Karl B. Schuchardt oHG weiterbetrieben werde. Die VSB GmbH sei nurmehr für Reparaturen und Vertrieb aller Systeme zuständig. Der Vertrieb erfolge, so der Geschäftsbericht, über eigene Einzelhandelsverkaufstellen, aber auch an Dritte als Großhandel. Für den April 1947 wird der Umzug von Steglitz und Schöneberg nach Wannsee (s. auch hier) vermeldet.*

Der Geschäftsbericht für das Rumpfjahr Juni-Oktober 1948 vom 29. 10. 1948 berichtet über die Aufnahme der Fabrikation von Klick-Einhandfüllern. Dazu seien sogar Maschinen angeschafft worden.*

Am 26. 4. (oder 23. 6.) 1948 treten Herbert Wurach und Johannes Leonhardt aus der Gesellschaft aus.

Die IHK zu Berlin schreibt, vermutlich wegen offener Forderungen an die VSB GmbH, am 7. 2. 1951 an die IHK Mittelbaden:
Die Geschäftsführung der Firma Vereinigte Schuchardt-Betriebe GmbH, Berlin SO 36, Oranienstraße 183, 1946 gegründet, bezog sich zunächst auf die Fertigung und Reparatur von Füllhaltern, Kugelschreibern usw. sowie deren Vertrieb und auf Handelsvertretungen auf Lederwaren. Anfang 1950 wurde die Fabrikation eingestellt, nur noch Vertrieb. Mit Entscheidung des AG Charlottenburg vom 30. 11. 1950 ist der Konkurs der Gesellschaft wegen des Mangels an Masse abgelehnt und die Gesellschaft in das Schuldnerverzeichnis aufgenommen worden.**
Geschäftsführer zu dieser Zeit war Karl Bernhard Schuchardt, weitere Gesellschafter waren John Manns, Berlin-Steglitz, Albert Sauer, Berlin-Steglitz, Kaiser-Wilhelm-Straße 17 (s. auch hier), Gerhard Giese, Berlin-Schöneberg, und Walter Liebig, Berlin-Steglitz.

Am 24. 4. 1952 schreibt die IHK zu Berlin an einen Adressbuch-Verlag, der offenbar noch Forderungen an die VSB GmbH hat:
Betr.: Vereinigte Schuchard [!] - Betriebe GmbH, Berlin SO 36, Oranienstraße 183
Firma ist aufgelöst worden, nachdem Ende 1950 der Konkurs mangels Masse abgelehnt werden mußte. Die Firma besteht nicht mehr.**
Als mögliche Nachfolge (nicht explizit: Rechtsnachfolge) wird in dem Schreiben genannt: Schuchard [!] & Co., Berlin-Steglitz, Kaiser-Wilhelm-Straße 17 (derselbe Gegenstand des Geschäftsbetriebes), Inhaber: Karl Bernhard Schuchard [!]. Allerdings war Schuchardt & Co. zu diesem Zeitpunkt in der Kaiser-Wilhelm-Straße 17 schon nicht mehr zu finden.

Das Hauptfinanzamt für Körperschaften von Berlin schreibt am 26. 1. 1953:
Die Gesellschaft befindet sich seit 10. 5. 1951 in Liquidation. Das Gewerbe ist seit dem 30. 6. 1952 abgemeldet.
Steuern seien seit 1948 nicht mehr bezahlt worden, es gebe auch keine Steuererklärungen.*

Am 23. Oktober 1953 wird die GmbH gelöscht.*



* Landesarchiv Berlin, B Rep 042 - 35918
** Unterlagen dazu im Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv
² Bei der Internet-Recherche mit den Suchwörtern "berlin schöneberg "bahnstraße 21"" lassen sich zahlreiche Firmen mit selbiger Adresse finden. Offenbar war die Bahnstraße eine beliebte Adresse - für einen Briefkasten...


Montag, 13. August 2018

Exkurs: Die Firma Schuchardt & Liebig

Zu dem Schuchardtschen Firmen-Konglomerat gehört peripher auch noch ein Einzelhandelsgeschäft:
Schuchardt & Liebig. Spezialgeschäfte für den Vertrieb von Feder- und Lederwaren
Das Geschäft wurde näher beschrieben* durch
Einzelhandel mit Füllhaltern, Lederwaren und modischem Zubehör
Inhaberin war zunächst Ingeborg Seemann, dann ging das Geschäft am 22. 1. 1958 auf dem Erbweg** an Anne-Marie Liebig, geb. Stampff.

Am 16. 12. 1958 teilte das Amtsgericht Charlottenburg mit, dass die Firma erloschen sei.***

Der Name Liebig tauchte ja schon öfter auf, auch im Zusammenhang mit den VSB, den Vereinigten Schuchardt Betrieben, wird er uns noch begegnen. Im Telefonbuch von 1957/58 findet sich dann folgender Eintrag:
Liebig, Walter, Feder- u. Lederw. Stglz Schloßstr 32a.
Auch diese Adresse ist bekannt... Walter Liebig scheint dort auch später gewohnt zu haben.



_________________________________________________________________________________
* Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv: Brief Bezirksamt Steglitz, Abt. Wirtschaft, am 4.3.1958
** Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv:Amtsgericht Charlottenburg am 4.11. 1958
*** Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv.

Donnerstag, 9. August 2018

Schuchardt & Co.

Die Firma Schuchardt & Co. beschreibt ihren Gegenstand:
Fertigung und Vertrieb von Füllhaltern, Tintenschreibern und Zubehörteilen. Vertrieb von Kugelschreibern und Füllhaltern.
Als besondere Spezialität findet sich in einem Formblatt der IHK zu Berlin, ausgefüllt am 15. Dezember 1951:
Kugelschreiber nach D. P. 804412²
Die Adresse, unter der sie diesem Geschäftszweck nachgeht, ist
Berlin 41, Kaiser-Wilhelm-Straße 17
Als Inhaber wird angegeben:
Karl Bernhard Schuchardt, Kaufmann, Berlin
Tag der ersten Eintragung:
27. August 1946
Dies stellt das Amtsgericht Charlottenburg in einem internen Briefwechsel 1974 fest, scheinbar hat es in dem Jahr eine Revision des Handelsregisters gegeben. Gleichzeitig stellt das Amtsgericht fest, dass die Firma inaktiv ist. Sie wird aus dem Handelsregister gelöscht.

Der Schriftwechsel findet u. a. mit der IHK zu Berlin statt. Diese weiß am 30. Januar 1974 zu berichten,
dass sie keine Unterlagen zu der Firma (Schuchardt & Co., U. R.) habe, dass sie kein Mitglied der IHK gewesen sei und dass die Einstellung der Gewerbetätigkeit vor dem 1. 1. 1958 erfolgt sein müsse, da sie ansonsten beitragspflichtig gewesen wäre.

Das ist das Ende einer langen Reihe von Einträgen*, wobei festzuhalten ist, dass die im Handelsregister verzeichnete Firma Schuchardt & Co. mit dem Umzug Karl B. Schuchardts in den "Ostsektor" 1952 tatsächlich inaktiv wurde.

***


An anderer Stelle** wird als Datum der Firmen-Eintragung der 24. Mai 1946 durch das AG Charlottenburg genannt.

Am 12. Februar 1946 meldet der Rechtsanwalt und Notar Schnürpel die Firma als oHG beim Amtsgericht Berlin-Mitte zur Eintragung ins Handelsregister mit folgendem Geschäftszweck an:
Fertigung und Großhandel von Füllfederhaltern und Tintenschreibern.
Adresse der Firma ist:
Hobrechtstraße 62 (die Adresse von Johannes Leonhard, der uns in anderem Zusammenhang noch begegnen wird).
Die Kosten für das Verfahren seien einzufordern bei:
Karl B. Schuchardt, Schloßstraße 32a, Bln.-Steglitz
Der Fragebogen des Amtsgerichts Berlin-Mitte ergab, dass die Schuchardt & Co oHG von Schuchardt selbst, der vorher eine "eigene Firma gleicher Art" besaß (offenbar meinte er die Firma Karl B. Schuchardt), und Johannes Leonhard (s. o., Adresse der Firma), Betriebsleiter der gerade genannten Schuchardtschen Firma, gegründet wurde. Wieder ein Fall von Umwandlung nicht gezahlten Gehalts oder Lohns in Gesellschafteranteile? Geschäftsbeginn sei der 1. März 1946. Die Geburtsdaten von Schuchardt (23. 9. 1918 [falsch! U. R.] in Stettin) und Leonhard (20. 10. 1919 in Rixdorf) werden angegeben, wobei mindestens das Geburtsjahr von Schuchardt nicht stimmt (recte: 1899).
NB: Die Angaben von Schuchardt scheinen nicht immer zuverlässig gewesen zu sein; ins Handelsregister wurde die Firma Schuchardt & Co. nur mit seinem zweiten Vornamen eingetragen ("Bernhard Schuchardt"); er habe das gar nicht bemerkt, entschuldigt er sich bei der späten Änderung (10. August 1950) dafür).
Laut Auskunft vom 27. Mai 1946 beschäftigt die Firma einen kaufmännischen und zwei gewerbliche Mitarbeitende.

Am 9. Oktober 1947 scheidet Johannes Leonhard als Gesellschafter aus. Dafür tritt ein:
Walter Liebig, Bln.-Steglitz, Schloßstraße 32a.
Die Adresse ist uns ja bereits als Wohnort von Schuchardt bekannt.

Anfang 1948 (spätestens am 18. Mai 1948) zieht die Firma Schuchardt & Co. um, und zwar nach
Berlin-Wannsee, Am Sandwerder 23.
Auch diese Adresse ist uns bekannt, es ist die der Fa. Karl B. Schuchardt oHG. Am 25. März 1948 wird die alte Adresse gestrichen. Geschäftszweck der Fa. Schuchardt & Co. ist seit dem 19. Februar 1948:
Herstellung von Spritzgussteilen für die Füllhalterindustrie.
Die Fabrikation von eigenen Füllfederhaltern ist damit wohl aufgegeben, zumindest für diese Firma - offenbar ist der Besitz von Spritzgussformen noch immer zentral für das Schuchardt-Firmenimperium. Allerdings wird im Geschäftsbericht der später gegründeten VSB GmbH erwähnt, dass die Fertigung von Schreibgeräten von der VSB GmbH aufgegeben werde, aber von der Schuchardt & Co. oHG (oder Karl B. Schuchardt oHG) weitergeführt werde, wobei explizit ausgeschlossen wird, dass die Fa. Schuchardt & Co. oHG (oder Karl B. Schuchardt oHG) Rechtsnachfolger der VSB GmbH sei.***

Am 3. Mai 1947 wird neu mit aufgenommen:
Fabrikation von Kleinlederwaren für Füllhalter (s. "Exkurs").
Am 24. Juli 1950 scheidet Walter Liebig als Gesellschafter aus der Firma aus. Schuchardt war damit alleiniger Inhaber. Kurz vor dem Ende der Geschichte der Firma Schuchardt & Co. wurde nochmals der Geschäftssitz geändert (24. Juli 1950): Am Sandwerder wurde gestrichen, dafür handschriftlich zugesetzt:
Bln.-Charlottenburg, Mohrunger Allee 5f.
Danach gibt es keine Archiv-Einträge mehr.




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* Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv, Briefe AG Charlottenburg / IHK zu Berlin
** Landesarchiv Berlin, B Rep 042 - 42944
*** Landesarchiv Berlin, B Rep 042 - 35918
² laut freundlicher Auskunft des Deutschen Patent- und Markenamtes in München

Dienstag, 7. August 2018

Die Firma Karl B. Schuchardt

Abgesehen davon, dass ab Mitte der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts Schuchardt ausschließlich in den Branchen- und sonstigen Fernsprechbüchern des DDR-hauptstädtischen Berlins auftaucht, beginnt das "Imperium" des Tintenschreiberproduzenten Karl B. Schuchardt zunächst als Einzelunternehmung gleichen Namens, danach wird sie als oHG, später als KG weitergeführt.

Im Rahmen der kurzen Biographie Schuchardts hatte ich schon angemerkt, dass es ab 1928 eine Firma "Karl B. Schuchardt" in Zehlendorf gab. Interessanter aber ist deren Neugründung 1945.*

Der Beginn der Tätigkeit der Firma wird mit dem 1. Oktober 1945 angegeben. Beim Gewerbeamt (!) registriert ist die Firma seit dem 7. Januar 1946, und zwar mit folgendem Geschäft:
Fertigung und Reparatur von Tintenschreibern
Das "Geschäftslokal" befindet sich in Berlin-Steglitz, Schloßstraße 32a, dem damaligen Wohnsitz von Schuchardt. Jedenfalls schreibt dies der für alle Belange (Karl B. Schuchardt, Schuchardt & Co., VSB GmbH) zuständige Rechtsanwalt und Notar Alexander Schnürpel an das Amtsgericht Berlin-Mitte am 8. Februar 1946. Sachwerte der Firma seien Formen für Spritzgussteile - diese scheinen, neben der Erfahrung als Handelsvertreter für Schreibgeräte, die materielle Grundlage Schuchards für alle weiteren Tätigkeiten auf diesem Gebiet zu sein - in welcher Rechtsform auch immer.

Eine Person taucht auf, die wir uns merken müssen, sie gehört zu den Menschen, die Schuchardt in den wechselhaften (West-)Berliner Jahren durch einige Höhen und Tiefen begleitet haben: John (Johannes) Manns. Er ist seit dem 14. Oktober Gesellschafter der Firma, die damit zur oHG wird. Tätig ist die oHG seit dem 1. Juli 1946. Im Aufbau sei, wieder folgen wir einem Schreiben Schnürpels, ein Fabrikationsgebäude mit integrieter Reparaturwerkstatt in Berlin-Steglitz, Leydenallee 42.

Quelle: http://www.berlin-suedwest.de/integas/fotografie/zeige_fotografie_gross_info.php3?signatur=02774
Manns war vor seinem Eintritt in die Gesellschaft ihr Mitarbeiter. Es besteht der Verdacht, dass Schuchard, dies wird uns noch häufiger begegnen, einen Mitarbeiter zum Gesellschafter macht - sollte es Probleme bei der regelmäßigen Lohnzahlung gegeben haben? Das Arbeitgeberbrutto ist ein nicht unerheblicher Kostenteil einer Unternehmung... Am 24. März 1948 verändert Manns seinen Status. Vom Gesellschafter wird er zum (nurmehr eingeschränkt haftenden) Kommandidisten. Handelsrechtlich wird die oHG damit zur KG.

Neben Manns gibt es aber noch zwei voll haftende Gesellschafter in der Firma: Gerhard Giese aus Berlin-Schöneberg und Albert Sauer, Berlin-Steglitz, Kaiser-Wilhelm-Straße 17. Beide werden uns in dem verzweigten Tintenschreiberimperium noch öfter begegnen. Wichtig wird auch die Adresse, an der Sauer gemeldet ist; sie dient lange Jahre als Firmenadresse - nicht nur der Fa. Karl B. Schuchardt oHG bzw. KG.

Der Gesellschaftsvertrag zwischen Schuchardt und Manns datiert vom 14. Oktober 1946. Am 21. August 1947 hat die Firma ihre Geschäftsräume in Berlin-Wannsee, Am Sandwerder 23.

Quelle: https://de.scribd.com/doc/294242809/Hana-Pe%C4%8Divova-Historie-Schichtovy-vily-v-Roztokach


Auch diese Adresse wird uns noch häufiger begegnen.

Aufgelöst wird die Karl B. Schuchardt KG am 4. Juni 1949 ohne Liquidation. Am 28. Juni 1949 wird sie gelöscht.


________________________________
* Landesarchiv Berlin, Rep 042 - 32631

Freitag, 3. August 2018

Biographisches zu Karl B. Schuchardt

Über die Person Karl B. Schuchardts, Bln.-Steglitz, Schloßstraße 32a, ist nicht viel bekannt. Ausgeschrieben lautet sein Name Karl Bernhard Schuchardt. Geboren wurde er in Stettin (Szczecin), und zwar am 23. September 1899.* Konfirmiert wurde er in Zehlendorf am 14 März 1915.** Berufstätig war er dann als Handelsvertreter unterwegs, wir dürfen davon ausgehen, dass es sich um Büroartikel oder sogar speziell um tintengefüllte Schreibgeräte ging, obwohl es über den Inhalt seines Handels keine Angaben gibt. Erstmals taucht die Fa. Karl B. Schuchardt im Januar 1928 auf, und zwar in Zehlendorf, Hauptstraße 22, handelnd mit Füllfederhaltern en gros. Ab dem 5. Oktober 1928 finden wir ihn und seine Firma nach wie vor in Zehlendorf, aber nun in der Teltower Straße 21. Dieses Handelsgeschäft verkauft er am 13. November 1928 an Eberhard Pasewaldt. Dieser wiederum fand später eine Anstellung beim Reichsarbeitsdienst, so dass er am 2. Juli 1936 anwies, die Firma zu löschen.* Der Polizeipräsident von Groß-Berlin teilt mit, dass Schuchardt am 23. Oktober 1952 in den "Ostsektor" verzogen ist, und zwar zur Driesener Straße 13.** Am 9. Juni 1953 ließ der Polizeipräsident dann mitteilen, Schuchardt sei "seit 2 Monaten im Ostsektor verhaftet".*** Wir können davon ausgehen, dass die wirtschaftliche Tätigkeit von Schuchardt im "Westsektor" somit spätestens im Oktober 1952 beendet war. Aufgrund der schlechten Quellenlage ist über seinen weiteren Lebenslauf im "Ostsektor" wenig bekannt, bis auf die Tatsache, dass er unter wechselnder Firmierung (VSB Schreibgeräteherstellung, Karl B. Schuchardt, Karl B. Schuchardt & Co.) in den Branchen-Telefonbüchern von Berlin (Ost) geführt wird, zunächst in der Oberwallstraße 18 (Berlin W 8), dann, 1970, letztmalig, in der Neuen Schönhauser Straße 11.²



Zunächst finden wir ihn 1956 im Groß-Berliner Telefonbuch unter der Firma Schuchardt & Co. mit der Ost-Berliner Postamt-Bezeichnung "C 2", aber ohne Adresse:



1957-58 dann in Mitte, damals ebenfalls Ost-Berlin:









_____________________________________
*Landesarchiv Berlin, A Rep 342-02 - 42767
** Landesarchiv Berlin, B Rep 042 - 42944
*** Landesarchiv Berlin, B Rep 042 - 35918
² https://digital.zlb.de/viewer/cms/82/

Donnerstag, 2. August 2018

Die Rechtsformen

Wenn wir über den "Tintenschreiberproduzenten" Karl B. Schuchardt sprechen, müssen wir mehrere wirtschaftliche Erscheinungsformen berücksichtigen: die Firma (Fa.), die Kommandit-Gesellschaft (KG), die offene Handelsgesellschaft (oHG), die  (& Co.), Groß- und Einzelhandel und die GmbH - schließlich auch den Kaufmann Schuchardt persönlich.

Sofern Karl B. Schuchardt sein Geschäft allein betreibt, braucht er für den Eintrag ins Handelsregister den Zusatz e. K. ( = eingetragener Kaufmann). Eintragen muss er sich, wenn er mehr als ein Kleingewerbetreibender ist. Sein Name kann die Firma sein. Kommt ein Gesellschafter hinzu, wird das im Namen der Firma mit "& Co." ( = Compagnon, Compagnie) mitgeteilt; handelsrechtlich reicht dies allerdings nicht aus, da wegen der Haftungsfragen noch die Rechtsform angegeben werden muss, z. B. durch oHG, offene Handelsgesellschaft, wenn die Gesellschafter gleich haften, oder KG, ( = Kommandit-Gesellschaft), wenn mindestens ein Gesellschafter nicht mit seinem ganzen Vermögen haftet ( = Kommanditist im Gegensatz zum Komplementär). Schließlich gibt es in unserem Falle noch die GmbH, die Gesellschaft mit beschränkter Haftung, eine im Unterschied zu den vorher genannten nicht mehr Personen-, sondern Kapitalgesellschaft, die (nur) mit ihrem Geschäftskapital haftet, nicht mit dem Vermögen der Gesellschafter.
Der Großhändler verkauft in der Regel nicht an Endkund_innen, es sei denn, es sind Großabnehmer, sondern an gewerbliche Wiederverkäufer. Im Gegensatz dazu verkauft der Einzelhändler nur an nicht-gewerbliche Verbraucher_innen bzw. Endkund_innen. Beides ist natürlich kombinierbar und hieß einmal en gros et en détail.

Dies vorab, da wir mit allen diesen Rechtsformen umgehen müssen, wenn wir uns die Aktivitäten Schuchardts in den interessanten Jahren von 1946 bis 1952 ansehen.

Der Schuchardt ist übrigens nicht gemeint!




Dienstag, 31. Juli 2018

Der Anfang

Hier werden in loser Folge kleine Erkenntnis-Häppchen zu Karl Bernhard Schuchardt, seiner Firma "Karl B. Schuchardt oHG", der Firma Schuchardt & Co. sowie der Gesellschaft VSB, ausgeschrieben: Vereinigte Schuchardt Betriebe GmbH, erscheinen. Über sachdienliche Kommentare freue ich mich, sie sollen der Erschließung des Themas dienen. Äußerungen von Trollen jedweder Art werden gnadenlos und ohne Entschuldigung oder Hinweis gelöscht.